04. Januar 2019

Liebe Geschwister!

Unser Ziel als Muslime ist klar. Jeder Gläubige hofft auf die Zufriedenheit Allahs, sodass Er ihn mit seinen Geliebten ins Paradies einführt. In Seiner grenzenlosen Weisheit und Barmherzigkeit hat Allah uns den Weg, der uns dorthin führt, deutlich dargelegt, indem Er den edlen Koran und den Propheten (s) entsandte. Dieser Weg besteht ohne Zweifel aus Îmân und guten Taten. Diese umfassen unsere İbâdâs, wie auch unseren Umgang mit anderen Geschöpfen. Hierfür ist jedoch ein richtiges Bewusstsein vorausgesetzt. Gute Taten ohne ein richtiges Bewusstsein bringen uns unserem Ziel nicht näher.

 

Verehrte Muslime!

Allah berichtet im Koran von den beiden Söhnen Adams (a), Hâbil und Qâbil, denen er befohlen hatte, ein Opfer darzubringen. Im Koran heißt es: „Verkünde ihnen, der Wahrheit gemäß, die Geschichte der beiden Söhne Adams, als sie ein Opfer darbrachten. Angenommen wurde es von dem einen von ihnen, aber nicht von dem anderen.“[1] Hâbil opferte sein bestes Schaf. Qâbil dagegen, der unachtsam war, spendete nur nutzlose Kräuter.[2] Allah nahm die Opfergabe von Hâbil an, weil er aufrichtig und gottesfürchtig war. Qâbils Opfergabe lehnte er jedoch ab. Im Koran heißt es im selben Vers: „Er (Qâbil) sprach: ‚Gewiss, ich schlage dich tot!‘ (Der andere) sprach: ‘Siehe, Allah nimmt nur von den Gottesfürchtigen an.‘“ Wir sehen also: Unsere Taten sind nur dann von Nutzen, wenn wir sie mit Takwâ – also der Achtsamkeit gegenüber Allah – ausführen.

Verehrte Muslime!

Leider ist es so, dass viele von uns ihre Gebete nur unregelmäßig verrichten. Andere beten zwar täglich, aber ohne Ehrfurcht (Khuschû). Und wieder andere kennen die Bedeutung der Verse und Formeln, die sie im Gebet sprechen, nicht, obwohl das sehr wichtig ist. Denn wenn wir wissen, was wir im Gebet sprechen, sind wir konzentrierter und kommen dadurch Allah näher. Allah beschreibt eine der Weisheiten des Gebets folgendermaßen: „Trage vor, was dir von dem Buche offenbart wurde und verrichte das Gebet. Siehe, das Gebet schützt vor schändlichen und verbotenen Dingen.“[3] Der Sahâbi Ibn Masûd (r) sagte: „Wenn ein Muslim durch sein Gebet nicht zum Guten geführt und nicht vor Schlechtem bewahrt wird, dann ist es so, dass er sich durch sein (achtloses) Gebet nur von der Barmherzigkeit Allahs entfernt hat.“[4] Taten, die ohne Takwâ ausgeführt werden, gelten also als Last im Diesseits und als Schuld im Jenseits.

Liebe Geschwister!

Takwâ ist zentral für alle unsere Taten und Ibâdas. Dazu gehören auch das Fasten, Spenden, Kurban, Umra, Hadsch, der Wissenserwerb und Duâ. Bezüglich des Duâs sagte der Gesandte Allahs (s): Ruft Allah an, mit der Überzeugung, dass ihr erhört werdet. Wisset, dass Allah nicht das Bittgebet eines achtlosen Herzens erhören wird.“[5]

Nach der Hutba werden wir das Freitagsgebet verrichten, Allahs gedenken und Duâs sprechen. Im Gebet vergegenwärtigen wir uns, dass Allah uns sieht. Wir sind uns im Klaren darüber, dass wir durch unser Gebet seine Zufriedenheit erlangen wollen und deshalb hier sind. Möge das heutige Gebet der Anfang für ein gottesbewussteres Leben und Beten sein.

[1] Sure Mâida, 5:27
[2] Tafsîr at-Tabarî, Tafsîr des Verses 5:27
[3] Sure Ankabût, 29:45
[4] Tafsîr at-Tabarî, Tafsîr des Verses 29:5
[5] Tirmizî, Daawât, 65